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Posts Tagged ‘Manieren’

Das „Aktuelle Lexikon“ der SZ sagt dazu:

Eine Industrie von Kursen und Büchern floriert, sie vermittelt Dinge, die man scheinbar wissen sollte. Der Saum von Anzugshosen hat gefälligst im richtigen Abstand zum Schuhabsatz zu sitzen, die Serviette ist zwingend links des Tellers abzulegen (?), Rülpsen beim Essen ist ohnehin unstatthaft.

Dabei meint der Begriff Manieren (vom französischen la manière, Art und Weise) eigentlich die moralischen Umgangsformen. So erörterte Freiherr Knigge seinerzeit nicht Tisch- oder Kleidersitten, sondern das Verhalten verschiedener Berufe und Stände – damit die Menschheit nicht auftrete wie ein „grober Zyniker, der nach seinem Hottentottensysteme alle Regeln verachtet, welche Konvenienz und gegenseitige Gefälligkeit den Menschen im bürgerlichen Leben vorgeschrieben haben“. Eine schöne Definition von Manieren hat Heinrich Heine 1885 verfasst im Lob auf seinen verstorbenen Onkel: „Er war höflich, anständig, von guten Manieren, kein grobes und noch weniger irgendein verletzendes Wort kam von seinen Lippen. Er sagte nie eine Lüge, und wie die feine, so war auch die rohe, beleidigende Bosheit seinem Herzen ganz fremd“.

Und übrigens (weiteres Zitat „Streiflicht“ SZ vom 09.09.2011)ist es eben nicht so, dass jene, die Manieren von Anderen einfordern, sich selber leicht damit täten. Ältere Hagestolze etwa mahnen die Jugend gern zu jenem Benehmen, das ihnen selbst gut anstehen würde. Denn schon die Behauptung, man habe die besseren Manieren, kündet oft vom gänzlichen Fehlen derselben – sowie von einem Ego, das eigene Schwächen für unvorstellbar erachtet.

Ja, es ist oft nicht ganz einfach, mit einer Haltung wie Heinrich Heines Onkel  durch´s Leben zu gehen.

Ja, es ist wichtig andere Menschen höflich und mit Anstand zu behandeln. Das Entscheidende ist die Achtung und Wertschätzung meiner Mitmenschen. Egal, ob mein Gegenüber alt oder jung ist, ob mir jemand in Lumpen oder im Königsgewand gegenübersteht, gebildet oder ungebildet erscheint – jeder hat das Recht, dass ich ihn aufmerksam, freundlich und mit Respekt behandle.

13. September  Gerhard Zittel

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